Integration

 

* Integration - Warum?

 

 

 

Ratten sind zwar Rudeltiere mit einem komplexen Sozialgefüge aber das bedeutet nicht, dass Fremdlinge mit offenen Armen empfangen werden.

 

Fremdlinge bedeuten schließlich, dass das Rudel mehr Futter braucht, mehr Platz braucht und letztlich evtl. sogar Ränge neu verteilt werden weil jemand stärkeres dazu gekommen ist.

 

Es ist wichtig, dass ihr fremde Ratten nicht einfach "zusammen stopft", sondern sie vorher miteinander bekannt macht.

 

Ratten können nicht nur bis zum Blut sondern auch bis zum Tot kämpfen!

 

Darum ist eine Integration und das richtige Deuten von Drohgebärden sehr wichtig! In den folgenden Texten möchte ich euch einige Tipps dazu geben.

 

 

 

 

 

* Definition Welpe, Jungtier, Alttier, Senior

 

 

 

Welpe: 5 Lebenswoche - 12 Lebenswoche (3 Monate)

 

Jungtier: 3 Monate - 6 Monate

 

Alttier: 6 Monate - 2 Jahre

 

Senior: 2 Jahre +

 

 

 

 

 

* Körpersprache Ratte

 

 

 

Wichtig: Ihr greift bei Auseinandersetzungen nicht dazwischen oder unterbrecht es anderweitig! Die Tiere klären ihre Streitigkeiten untereinander am besten alleine - Ihr seit ja auch nicht 24h / Tag Zuhause um immer einzugreifen. Ihr verhindert also nichts indem ihr dazwischen geht!

 

 

 

- Putzen = Kann für Verlegenheit / Unsicherheit sprechen, Kann auch bedeuten: Tier macht sich sauber

 

 

 

- Putzen und Schubbern = Drüsen aktivieren um Revier zu markieren (Vorbereitung)

 

 

 

- Haare auf stellen = Drohen, Aufgeregt sein, sich bedroht fühlen, Man möchte größer wirken.

 

 

 

- Krebsgang / Seitengang = Sehr starke Drohgebärde, oft kombiniert mit Zähneklappern und gesträubtem Fell, oft folgt ein Angriff!

 

 

 

- Eine Ratte die die Andere auf den Rücken dreht = Eine ordnet die andere Ratte unter. Das auf dem Rücken liegende Tier darf quietschen sollte jedoch liegen bleiben - auch noch kurz nachdem das überlegende Tier sich entfernt hat.

 

 

 

- Das oben stehende Tier "beißt" in den Bauch (ohne Verletzungen) = Das ist eine Art heftiges Zwangsputzen. Das unten liegende Tier darf quietschen.

 

 

 

- Am Pop schnüffeln und hinterher laufen = Riecht vielleicht gut? Riecht vielleicht fremd? Neugier

 

 

 

- Gegenseitiges "Besteigen" bei Weibchen = Vielleicht ist eine Rattig? Rattige Weibchen biegen den Rücken durch und wackeln mit den Ohren. Befriedigung unter Mädels ist recht normal.

 

 

 

- Gegenseitiges "Besteigen" bei Böcken = Macho artiges Verhalten des Aufsteigenden Tieres. Aggression senkend bei besteigenden Tier. Das untere Tier könnte jedoch gefrustet reagieren. Auf Dauer sehr stressig.

 

 

 

- 2 Tiere stehen sich gegenüber mit aufgerissenen Maul, quietschend und mit den Vorderbeinen boxend = Kleinerer Kampf, Das Tier das zuerst das Weite sucht ist unterlegen

 

 

 

 

 

* Verletzungslehre

 

 

 

Verletzungen kann man "Lesen" wie Fährte. Nicht jede Verletzung ist zwingend böse gemeint, andere hingegen sind sehr böse gemeint. Ich möchte euch hier kurz erklären, welche wie gemeint sein könnte.

 

 

 

- Hautriss

 

Hautrisse sehen sehr böse aus, weil der Riss im Pelz den Blick auf die Muskulatur frei gibt. Zumeist heilen diese Verletzungen sehr schnell und gut ab. Sie können alternativ auch genäht werden.

 

Meistens entstehen diese Risse, indem Eine Ratte sagt "Ey warte mal!" und die andere derweil los rennt.

 

 

 

- Tacker

 

Tacker sind kleine nicht besonders spektakulär aussehende Verletzungen. Sie bestehen aus Ober und Unterbiss - also zwei kleine Löcher im Pelz.

 

Leider sind diese kleinen Verletzungen sehr abszessanfällig da die Oberfläche meist sehr schnell ab heilt und in der Tiefe die Keime vor sich her gären.

 

Tacker sind böse gemeint! Sollte nach dieser Streitigkeit alles wider gut sein, würde ich noch nicht trennen. Aber spätestens nach dem zweiten Tacker würde ich zur Trennung raten!

 

TIP: Sollte eure Gruppe eigentlich friedlich sein und ihr euch wundern, dass trotzdem Tacker aufkommen kontrolliert bitte die Zähne eurer Schätze! Evtl. hat einer eine Fehlstellung und kann gar nichts dazu...

 

 

 

- Bauch Verletzungen

 

Verletzungen am Bauch entstehen eigentlich nur, wenn das betroffene Tier sich ergibt und das oben stehende Tier trotzdem rein beißt. Absolut Asoziales Verhalten! Ich würde da eine Trennung empfehlen!

 

 

 

- Ohr / Auge

 

Verletzungen am Ohr können wirklich schnell passieren. Leider sehen sie immer doof aus und wachsen nicht mehr zusammen aber es kann passieren  und ist unter "Unfall" zu verbuchen.

 

Das selbe gilt für Augenverletzungen, nur dass hier in jedem Fall ein Tierarzt drauf schauen sollte!

 

 

 

Außerdem sollten die Wunden (Außer an Augen) immer desinfiziert werden. Solltet ihr kein Antiseptika zu Hause haben, geht bitte zur Wundversorgung zum Tierarzt. Gerade Tacker bilden später gerne Abszesse!

 


 

 

 

* Sozialverhalten

 

 

 

Das Sozialverhalten erlernen die Welpen von ihren Müttern und entwickeln es zusammen mit den Geschwistern spielerisch weiter.

 

Tiere können jedoch ein gestörtes Sozialverhalten entwickeln wenn sie zu früh von der Mutter und Artgenossen getrennt werden, die Haltung schlecht und fehlerhaft ist oder ein geschädigtes Tier das andere terrorisiert.

 

Ähnlich wie bei Menschen, werden Opfer auch gerne später zu Tätern. Eine Intigration von neuen Tieren würde den Teufelskreis weiter führen. Darum ist es sinnvoll, wenn einmal der Wurm drinn ist, das Rudel aussterben zu lassen...

 

Noch ein wichtiger Hinweis zu Tieren mit Einschrenkungen oder Sonnderfällen:

 

Ist ein Tier Bewertungstechnisch eingeschränkt oder alt kann es passieren, dass es sich grundlos bedroht fühlt und ungewöhnlich schnell in die Attacke wechselt. Für eine Integration sollte das Sozialverhalten innerhalb einer Gruppe stabil sein und jedes Tier in guter Verfassung sein.

 

Auch beeindruckend ist die sehr krasse Körpersprache von Wild und Halbwild Ratten. Hier ist der Krebsgang tatsächlich fast eine normale Geste...

 

 

 

 

 

* Welpen zu Welpen Integration

 

 

 

So ziemlich die einfachste und schnellste Zusammenführung die man machen Kann. Welpen sind wie Kinder. Man steckt sie zusammen und sie spielen miteinander.

 

Solltet ihr Tiere im Jungtieralter mit Welpen zusammen führen wollen, solltet ihr jedoch einen Auslauf auf neutralem Gelände vorweg schieben um zumindest mal kurz die Möglichkeit von Flucht zu geben falls ein Großer doch etwas radikaler ist.

 

 

 

 

 

* Welpen zu Alttieren Integration

 

 

 

Meistens funktioniert diese Zusammenführung sehr gut und schnell.

 

Die Alttiere sehen in solchen Winzlingen keine Bedrohung und lassen sie meistens gewähren.

 

Damit so ein kleiner Welpe aber nicht genötigt ist die Großen zu nerven weil er spielen will, ist es wichtig mindestens 2 Welpen zu Integrieren!

 

Aus dem Spiel der Welpen entsteht schließlich auch das Sozialverhalten - und natürlich leben die Großen es ja auch vor.

 

Trotzdem der Hinweis: Eine erwachsene Ratte kann einen Welpen innerhalb von einer hundertstel Sekunde mit einem gezielten Kehlen biss töten! Ein Eingreifen eurerseits ist fast unmöglich. In den wenigen bekannten Fällen ist es dazu innerhalb der ersten 5 Minuten gekommen. Es ist sehr sehr selten aber dennoch möchte ich diese Möglichkeit nicht verschweigen.

 

 

 

Ablauf:

 

Ihr macht einen Auslauf auf neutralem Gelände. Verstecke sollten so offen gestaltet sein, dass kein "Aneinander vorbei Quetschen" entsteht und ihr hinein schauen könnt. maximal 2 Verstecke müssten reichen.

 

Ihr achtet auf Warnsignale die über ein normales Borsteln hinaus gehen. Der Krebsgang beispielsweise wäre sehr überzogen gegenüber einem Welpen und ich würde in diesem Fall trennen und es am nächsten Tag erneut versuchen. Versucht jedoch nicht, das Alttier zu unterbrechen, das könnte er euch krumm nehmen! Nehmt lieber den Welpen hinaus.

 

Normal bei den Alten ist: Borsteln, Markieren, Verfolgen, Popo schnüffeln und auf den Rücken drehen.

 

Normal bei den Kleinen ist: Weg rennen, Quietschen,

 

Bitte unterbrecht das gegenseitige Unterordnen nicht. Es ist notwendig!

 

Verletzungen sollten nicht entstehen! Sollten doch welche entstehen entscheidet die Art der Verletzung und die Gesamtsituation über Trennung oder nicht. Siehe: "Verletzungslehre"

 

Sollte der Auslauf gut laufen und alle Tiere sich in eine Ecke packen wäre das der Startschuss für den nächsten Schritt.

 

Der Käfig muss dazu frisch geschrubbt sein, ausnahmsweise sind auch Essigreiniger und co förderlich! Wenn ihr schon immer mal was umgestalten wolltet: DAS ist eure Gelegenheit dazu!

 

In diesem Fall sollte auf Verstecke eher verzichtet werden als welche hinzu zu stellen. Ihr setzt alle Tiere auf die selbe Etage - die mit dem Futternapf. Gerne könnt ihr den Welpen 2-3 Minuten Vorsprung geben damit sie sich schon mal orientieren können.

 

Die ersten 10 min. schaut ihr bei offenen Türchen zu, greift aber erst ein, wenn ein Tier über die Stränge schlägt. (Selbe Regelung wie im Auslauf)

 

Wenn nach 10 min noch nichts passiert ist, wird wahrscheinlich auch nichts mehr passieren. Trotzdem solltet ihr in der Nähe sein und eine gute Sicht auf den Käfig haben (für ca. 1 h).

 

Ihr springt bitte nicht bei jedem Quietschen auf und rennt zum Käfig, sonst denken eure Alten, dass das Quietschen der Kleinen wie ein Rufkommando für Ihren Menschen ist und entwickeln Spaß daran. Sollte auch über Nacht nichts passiert sein, würde ich von einer geglückten Integration aus gehen. In den nächsten Tagen dürften die Tiere mehr und mehr zusammen wachsen.

 

 

 

Eine Integration von Jungtieren kann deutlich schwieriger sein. Dort gelten evtl. die erschwerten Bedingungen der Erwachsenen Integrationen.

 

 

 

 

 

* Alttierintegration

 

 

 

Grundsätzlich bedeuten Alttier Integrationen Stress für alle Tiere. Solltet ihr also Senioren dabei haben überlegt euch bitte, ob ihr dem Tier damit wirklich einen Gefallen tut!

 

Ich versuche solche Integrationen immer zu vermeiden - wobei Weibchen noch etwas einfacher sind als Jungs. Jungs können nicht nur bis zum Blut sondern auch bis zum Tot kämpfen.

 

 

 

Der Ablauf ist wie bei der "Welpen zu Alttieren Integration" beschrieben, allerdings mit Zwischenschritten und Verschärfungen. Eine Integration von Altweibern hat noch recht hohe Erfolgschancen. Eine Integration von Altböcken hat tatsächlich nur geringe Erfolgschancen und zumeist geht es mit Verletzungen einher.

 

 

 

Auslauf auf neutralem Gelände zumeist dauert es viele Tage bis die Tiere sich annähern.

 

 

 

Verschärfung falls notwendig: Bevor die Tiere in den Käfig zusammen ziehen, solltet ihr die Tiere in eine Duna sperren. Ohne Inventar für mindestens 2 Tage - sofern die Tiere in der Duna sofort eine Gruppe bilden. Nur notwendig, wenn es bislang große Probleme und Streitigkeiten gab! (Verwandt mit der so genannten „Boxeninti“)

 

 

 

Der Käfig sollte Leer sein bis auf Streu und eine Hängematte. Röhren und Häuser müssen entfernt werden. Sollte der Käfig sehr groß sein, ist sogar eine Absperrung möglich damit die Tiere sich miteinander auseinander setzen müssen.

 

 

 

Ein Täglicher Auslauf mit viel Bewegung trägt zum Aggressionsabbau bei!

 


 

Häuschen, Röhren und co. werden erst nach einigen Tagen Ruhe nach und nach hinzu gegeben.

 

 

 

 

 

* Oft Beschrieben...

 

 

 

Jeder Rattenhalter hat so seine eigenen Erfahrungen. Oft wird bei Integrationen etwas beschrieben, dass ich mal ausprobiert habe und damit gescheitert bin. Ich behaupte nicht, dass etwas falsch oder richtig ist, jeder hat ja seine eigenen Erfahrungen aber selbst wenn ich mich in die Tiere hinein versetze erscheinen mir einige Praktiken als ... schwachsinnig.

 

 

 

"Wir stellen die Käfige der Tiere nebeneinander damit sie sich schon mal anfreunden können"

 

Also, wie bereits an anderer Stelle beschrieben, werden fremde Tiere nicht mit offenen Armen empfangen. Wir stellen also 2 Fremde Tiere nebeneinander. Was werden die sich wohl sagen???

 

Ich stelle mir eine solche Konversation als verständlich vor:

 

"Ey verpiss dich aus meinem Königreich!"

 

"Wie dein Königreich? Geh mal auf Abstand Alter!"

 

"Ey willst du Ärger???"

 

"Na komm doch!"

 

Was wird wohl passieren, wenn wir die beiden später aufeinander los lassen?

 

 

 

"Wir tauschen die alte Einstreu miteinander"

 

Ähnlich wie oben beschrieben, glauben die Leute, dass die Tiere sich so an die Gerüche ihrer zukünftigen Freunde gewöhnen können. Leider ist Pipi eine Markierung die die das Revier markiert. Es sind also diverse Reaktionen denkbar:

 

Das Tier denkt, es ist aus versehen in ein fremdes Revier eingedrungen oder es denkt, es hat ein Revier erobert und sucht seine Untertanen um das noch mal persönlich zu klären.

 

Auch nett: Wer hat mir ins Wohnzimmer gekackt?!

 

Alles empfinde ich nicht als Integrationsförderlich.

 

Abgesehen davon: Es ist nicht hygienisch, jede Gruppe hat seine eigenen Bakterienstämme und die mischen sich bei der Integration von alleine. Da brauchen wir nicht vorher einen Streutausch machen ;-)