Die Jungs



* Anatomie
 
Jungs sind deutlich größer und kräftiger in der Statur als Weibchen. Sie werden
ca. 400 - 700 g schwer - Fettleibigkeit nicht mit bedacht.
Der Kopf ist viel runder und das Fell ist borstiger als bei Weibchen.
Die Hoden sind zumeist sehr deutlich sichtbar. Junge Böcke können ihre Hoden noch einziehen wenn sie sich erschrecken. Darum bei der Geschlechterbestimmung auch unbedingt auf den Abstand der restlichen Geschlechtsteile achten!
Die Geschlechtsreife tritt mit ca. 6 Wochen ein und fortan sind sie "allzeit bereit".

 
* Verhalten
 
Jungs sind echte Männer! Sie neigen zur Faulheit und darum auch zum Fettansatz. Den guten Appetit brauche ich eigentlich nicht extra erwähnen...
Sie sind deutlich ruhiger und ausgeglichener als die Mädels. Einen Filmeabend zusammengekuschelt auf dem Schoß des Menschen kann man sich mit ihnen häufig gut vorstellen sofern sie die menschliche Gesellschaft gewohnt sind und mögen.
Sie markieren ihr Revier und sind darum nur zum Teil an Klos gewöhnbar. Köttel ins Klo ja, Pipi leider nicht. Darum ist es sehr ratsam, den Käfig mit Einstreu auszustatten. Der Auslauf sollte wischbar oder waschbar sein. Das Sofa zum Filmeabend sollte dicke Decken übergelegt haben die man ab und an mal waschen kann.
Wenn man diese Dinge im Griff hat, riechen Jungs nicht stärker als Mädels auch. Meistens halten die Leute die Tiere falsch und behaupten mangels besseren Wissens, dass Jungs stark stinken. :(
Aber auch Jungs haben ihre Vorteile: Das Sofa bleibt sehr wahrscheinlich ganz! Jungs nagen deutlich weniger als die Mädels.
Mangels Bewegungsdrang sind sie nur für bewegungsarme Tricks zu motivieren. Aber dafür sind sie deutlich leichter zur Konzentration zu bewegen. Das Üben von Kommandos ist somit deutlich einfacher da das Tier nicht noch 3000 andere Dinge im Kopf hat. und zufällig gerade alles interessanter ist als das Kommando...
Da die Jungs ja nun mal echte Männer sind, kommt es auch mal zu Schlägereien. In einer gut sozialisierten Gruppe passiert für gewöhnlich nichts Schlimmes. Solange die Gruppe hinterher wieder im selben Häuschen liegt oder zusammen frisst ist es nur eine Rangelei gewesen. Verletzungen entstehen dabei höchst selten.
In seltenen Fällen schlägt ein Tier in der Rüpelphase mal komplett über die Stränge. (Siehe weiter unten "Kastrationsgründe".)
Anders sieht es bei neu Integrationen aus. Von Alttier Zusammenführungen rate ich ohne Vorerfahrung dringend ab!!! Sich fremde adulte Tiere können nicht nur bis zum Blut sondern auch bis zum Tod kämpfen!
Integrationen von Alt- und Jungtieren hingegen funktionieren zumeist sehr gut. Aber auch hier rate ich dazu, sich gut zu informieren und den Fall ggf. von jemandem mit Erfahrung begleiten zu lassen.
 
 
* Überwiegend geschlechterbezogene Krankheiten
 
- Kastrationsgründe
Böcke sind normalerweise recht unkompliziert. Dennoch kann es bei schlechter Sozialisierung oder Hormonüberschuss in der Pubertät zu Verhaltensunarten kommen, die eine Kastration notwendig machen können.
Sollte es vermehrt zu Verletzungen kommen und auch vorangegangene  deeskalierende Maßnahmen nichts gebracht haben, hilft zumeist nur noch eine Kastration um den Hormonpegel herunter zu fahren und das Rudel wieder harmonisch zu bekommen.
Eine Kastration bringt nichts bei erlerntem Fehlverhalten! (Z.b.: bei Bissigkeit durch Misshandlung oder mangelndem Sozialverhalten durch fehlerhafte Aufzucht)
Viele betroffene Tiere zeigen durch den Hormonüberschuss ähnliches Verhalten:
- Unruhe, Hibbbeligkeit,
- Kontrollwahn, sucht sich gute Aussichtspunkte
- übermäßig starkes Markieren
- strenger Eigengeruch, klebriges Fell (vom vielen Markieren und Drüsen aktivieren)
- im Rudel häufig Bissverletzungen (auch bei dem auslösenden Tier möglich)
- Droht und beißt ggf. sogar den Menschen obwohl er eigentlich immer lieb wahr...
Tiere mit Hormonüberschuss sind nicht zwingend die Größten, die Stärksten oder die Schlauesten. Darum können auch die auslösenden Unruhestifter durchaus die meisten Bissverletzungen haben einfach weil sie dem Big Boss gegenüber frech sind und darum eben stark zurecht gewiesen werden müssen. Auch einem sehr vernünftigen Chef kann mal die Hutschnur platzen!
Damit ihr also das richtige Tier kastrieren lasst, müsst ihr das Verhalten im Rudel beobachten!
Obwohl man sehr häufig von solch ausrastenden Tieren liest, kommt es tatsächlich verhältnismäßig selten vor...
Bitte bedenkt das bei OPs immer aufkommende Narkoserisiko von 50% zuzüglich der evtl. anfallenden Infektionsrisiken!
 
 
- Hodenhochstand
Eine angeborene Fehlbildung. Aus irgendeinem Grund rutschen die zunächst im Körperinneren angelegten Hoden nicht in den Hodensack. Mit ca. 3 Wochen sollten die beiden Hoden im Hodensack liegen. Wenn dies auch nach der 5. Lebenswoche noch nicht geschehen ist, kann es zu Komplikationen in der weiteren Wachstumsphase kommen. Denn die Hoden wachsen dann im Inneren an und können die Organe behindern.
Es kommt auch vor, dass nur einer der beiden Hoden in den Hodensack rutscht und der andere Hoden in der Bauchhöhle verbleibt. Ein "Teil Hoden Hochstand" so zu sagen.
Eine OP ist möglich und die einzige Behandlungsmöglichkeit in solchen Fällen.
Böcke mit Hodenhochstand haben im nicht behobenen Zustand ein erhöhtes Risiko an Hodenkrebs zu erkranken. Obwohl die Chancen einer Unfruchtbarkeit höher sind, ist diese nicht zuverlässig der Fall.
 
 
- Fettleibigkeit
Ja unsere Männer... Sie essen gut und gerne und schon kann man sie rollen!
Leider geht Übergewicht nicht nur auf die Pfoten, Knochen und Gelenke sondern auch auf das Herz. Darum ist es zwingend notwendig die Fütterung und das Bewegungsangebot so zu gestalten, dass wenn möglich erst gar keine Fettleibigkeit entsteht. Denn Diäten sind sehr schwer durchzuführen und selten so erfolgreich wie erhofft.
Näheres im Menü unter "Die Fütterung".
 
 
- Hinterhandlähmung - HHL
Die Hinterhandlähmung tritt zumeist bei älteren Tieren auf. Die Muskulatur der Hinterbeine nimmt stetig ab.
Entgegenwirken kann man nur indem man sie so viel wie möglich klettern lässt um den Muskelabbau zu verlangsamen. Von Diäten rate ich ab, da ältere Tiere ihren Rettungsring durchaus gebrauchen können falls mal etwas anderes am Körper zehrt z.B. Schnupfen...
Eine Heilung für die HHL gibt es nicht.
Absolut quälend sind im fortgeschrittenen Verlauf Maschenteppiche im Auslauf da die Tiere ihre Hinterbeine nicht mehr befreien können und hängen bleiben.
Auf Laminat sehen die Tiere zwar häufig gequält aus weil sie vom Bewegungsablauf her nur noch "schwimmen" können, kommen aber erstaunlich gut damit zurecht.
Eine ebenerdige Haltung wird unausweichlich und auch das Putzen des unteren Bereiches muss evtl. schon bald der Mensch übernehmen.
Je nach Befinden ist diese sehr weit fortgeschrittene Erkrankung auch durchaus ein möglicher Hauptgrund für eine Einschläferung...
 
 
- Ballenabszesse
Ballenabszesse können verschiedene Ursachen haben.
- Übergewicht (auch durchaus in der Vergangenheit gelegen)
- Gitterboden Haltung
- Falsche Einstreu
- Feuchter Urin Untergrund
- Fehlstellung / Fehlbelastung
Leider ist für Ballenabszesse keine Heilung bekannt. Weder mit Pflaster eine Bandage basteln und täglich austauschen, noch diverse Cremes oder Tinkturen helfen bei dieser Erkrankung da die Füße ja nun mal immer in Gebrauch sind und die Wunde daher nie heilen kann.
Sehr schmerzhaft!